China
Inhaltsverzeichnis
Frauenmangel
Es gilt als Naturgesetz, dass 104 bis 106 männliche Babys auf 100 weibliche kommen. In Indien und Vietnam liegt das Verhältnis bei rund 112 zu 100. In China sind es 118 zu 100, in Aserbeidschan, Georgien und Armenien liegen auch bereits bei 115 zu 100. Der französische Demographieforscher Christopher Guilmoto kommt auf 117 Millionen fehlende Frauen in Asien, die in China lebende Wissenschaftsjournalistin Mara Hvistendahl gibt die Zahl in ihrem Buch "Unnatural Selection" gar mit 160 Millionen an. Das sind etwas mehr als die gesamte weibliche Bevölkerung der USA.[1]
Partnerwahlverhalten
In einem anderen Licht betrachtet sollte man meinen, dass das Geschlechterungleichgewicht in China die Frauen begünstigt. Aber wegen der starken sozialen Tradition ist das Gegenteil der Fall. Es besteht seit langem die Meinung, dass Frauen sich in Bezug auf Einkommen, Ausbildung und Alter hochheiraten müssten. Und vor dem Hintergrund, dass chinesische Frauen die soziale Leiter heraufklettern und damit besser ausgebildet sind und höhere Gehälter bekommen, schrumpft der Pool passender Partner rapide.
Die am höchsten ausgebildeten Frauen gehen oft leer bei der Partnersuche aus - immer mehr von ihnen sagen, sie können einfach keine Männer finden, die beruflich über ihnen stehen. Hinzu kommt, dass eine Ehe in jungen Jahren lange Zeit als Norm in China angesehen wurde. 1950 war das Durchschnittsalter für Frauen aus den Städten, die zum ersten Mal heiraten, unter 20. Ende der 1980er Jahre lag es bei 25. Heute liegt es bei rund 27. In China können alleinstehende Frauen über 30, und selbst solche im Alter von Ende 20, sich mit dem Begriff Sheng Nü, oder "Überbleibsel" gebranntmarkt wiederfinden. Sie stehen oft unter sehr großem Druck zu heiraten.
Insofern überrascht es kaum, dass Frauen Kritik dafür ernten, Single zu bleiben, insbesondere vor dem Hintergrund, dass es in den ländlichen Gegenden immer mehr Männer gibt, die nicht heiraten können, weil sie im Vergleich zu Frauen im heiratsfähigen Alter in der Überzahl sind.[2]
In China gibt es nun spezielle Kurse, in denen Frauen lernen können, wie sie sich einen Millionär angeln und sich nach oben schlafen können. Für 2300 Euro lernen sie, millionärsgerecht Tee einzuschenken, sich zu schminken und gehobene Konversationen zu führen. "Der Unterricht soll die Frauen ermutigen, das Beste aus sich herauszuholen", sagt Gründerin Shao Tong. Sie wolle den Frauen ein Ziel näher bringen, nach dem viele in der wachsenden Mittelschicht Chinas streben.[3]
Wirtschaftsexpansion
Zitat: «Das hatte sich Malcolm Turnbull[wp] anders vorgestellt: Bei seinem ersten Treffen mit Amerikas Präsident Barack Obama[wp] in seiner Rolle als Ministerpräsident fing sich der selbstbewusste Premier Australiens gleich eine Schelte ein: Obama belehrte den Bündnispartner, doch bitte künftig vorab in Washington Bescheid zu geben, wenn Australien mal wieder einen strategisch wichtigen Hafen an die Chinesen verpachte.
Die Amerikaner sind nervös, denn China macht immer schneller Boden gut im asiatisch-pazifischen Raum. Es dringt vor mit Entwicklungshilfe und militärischer Unterstützung, mit dem Aufbau von Infrastruktur und Institutionen, mit Finanzierungspaketen und Auftragsvergaben. Vor allem aber wird es zum wichtigsten Handelspartner in diesem Teil der Welt: Seit dem Jahr 2000 hat sich das Handelsvolumen Chinas mit den zehn südostasiatischen Ländern auf 366,5 Milliarden Dollar (14,5 Prozent des gesamten Volumens) mehr als verzehnfacht und damit das Handelsvolumen mit Amerika von 212 Milliarden Dollar (8,4 Prozent) weit hinter sich gelassen. Der Handel mit der Asien-Pazifik-Region könnte im vergangenen Jahr schon die Marke von einer halben Billion Dollar erreicht haben.
Das gleiche Bild bei den Investitionen: Hatten die Chinesen zwischen 1995 und 2003 gerade einmal gut 0,6 Milliarden Dollar in die Asean-Länder gepumpt, waren es 2013 schon 30 Milliarden Dollar. Die offene Tür nach Südostasien wird für Peking von Tag zu Tag wichtiger, müssen die Chinesen ihre Überproduktion doch zu Billigpreisen absetzen, um eine Absatzkrise zu verhindern. [...] Die wachsende Bindung mit den Nachbarländern unterstreicht China mit neuen Institutionen: Die "Seidenstraße" wird zu Land und zu See wiederbelebt, die chinesisch gesteuerte Asiatische Infrastruktur-Investitions-Bank und der Seidenstraßenfonds stellen Geld für den Ausbau der Infrastruktur bereit.
[...] Rund um den Indischen Ozean, von Bangladesch bis Sri Lanka bauen die Chinesen Handelshäfen, die auch ihre Marine ansteuern kann. Im Zweifelsfall lassen sich so Handelswege für Öl sichern. Dieses ist auch eines der Ziele ihres Vordringens im Südchinesischen Meer. Im Himalaja, mit der Besetzung Tibets und der Hilfe für Nepal, sichert sich China seinen Hinterhof, der es vor dem großen Rivalen Indien abgrenzt. Und in Australien geht es den Chinesen um Bodenschätze, Nahrungsmittel und die Nähe zu einem strategischen Partner der Amerikaner. Der australische Notenbankgouverneur Glenn Stevens warnte, die Märkte müssten sich darauf vorbereiten, dass China rund 400 Milliarden Dollar im Jahr im Ausland investiere, den überwiegenden Teil davon in Asien - eine Summe, die einem guten Viertel der australischen Wirtschaftsleistung entspricht.
Chinas Vordringen läuft unter sympathisch klingenden Decknamen: "One Belt, one Road" und "Maritime Silk Road" heißen die beiden sich ergänzenden Konzepte, unter denen China seine Verbindung von Australien bis nach Europa absichern will. Mehrere Korridore sollen mehr als 60 Länder untereinander und mit China verbinden. Auf den ersten Blick dient der Ansatz der umfassenden Vernetzung Asiens. Auf den zweiten nutzt er vor allem China, um sich Märkte zu schaffen: Entlang der Eisenbahnstrecken und Schnellstraßen sollen die eigenen Waren verkauft werden, um die Werkbank unter Dampf zu halten. Zugleich wird so aus China überschüssige Arbeitskraft exportiert - eben zum Bau von Kraftwerken, Straßen, Stromleitungen, Häfen oder Dämmen in den Nachbarländern.»[4]
Zitate
Zitat: «Da meine Frau Chinesin ist, kenne ich auch deren Kultur gut. Mao hatte den Kommunismus mit Gewalt durchgesetzt. Da gab es dann Rede- und Denkverbote aller Art, aber viel soziale Gerechtigkeit (800 Millionen gleicharme Menschen). Sein Nachfolger Deng wird heute noch mit dem Spruch zitiert, dass "eine Katze Mäuse fangen muss, es aber gleich ist, ob diese schwarz, grau, oder getigert sei". Damit meinte Deng, die Wirtschaftskennzahlen sollten besser werden, aber nicht durch die Indoktrination mit kommunistischer Ideologie, sondern durch pragmatische Wahl der geeigneten Mittel.
Meine Frau ist immer wieder überrascht, dass wir Deutschen ausgehend von einer Deng-ähnlichen sehr erfolgreichen Vorgehensweise nun umgekehrt Versatzstücke des Maoismus in unser System implementieren. Also aus ihrer Sicht gehen wir genau den umgekehrten Weg wie die Chinesen.»[5]
Zitat: «Meine Frau ist Chinesin und empfindet die deutsche Kultur als sehr positiv. Deutsche Produkte sind in China sehr begehrt und man hat großen Respekt vor uns.
Sie versteht das noch weniger, dass wir uns nun Heerscharen verarmter Menschen aus aller Welt ins Land holen und dann auch noch denken, dass die irgendwann unsere Gesellschaft verbessern.»[6]
Zitat: «China hat uns nicht nur mit dem neuen Riesenflughafen Peking-Daxing blamiert und nassgemacht, weil die den in vier Jahren gebaut und pünktlich eröffnet haben. Ich würde wetten, dass die Damentoiletten beim BER nicht mit denen in China mithalten können.[7]
China hat uns einfach abgehängt. Jedenfalls bei Flughäfen und Damentoiletten. Aber wenn ich so nachdenke: Worin haben sie uns eigentlich noch nicht abgehängt?»[8]
Literatur/Dokus
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China: Milliardäre verschwinden einfach... - ARTEde (25. September 2019) (Länge: 24:55 Min.)
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Neue, alte Supermacht - Wie China alle überholt - arte (Doku 2016) (Länge: 57:19 Min.)
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Was wir unbedingt über China/Asien wissen müssen - Vera F. Birkenbihl (2007) (Länge: 119:29 Min.)
Einzelnachweise
- ↑ Frauenmangel in Asien, news.ORF.at am 21. Januar 2012 (Bis zu 160 Millionen Frauen fehlen)
- ↑ Zu gut zum Heiraten: Chinas "Sheng Nü", german.china.org.cn am 19. Juli 2013
- ↑ Charme-Schule: Wie sich Chinesinnen einen Millionär angeln, Die Welt am 2. Januar 2012
- ↑ China erobert Asien-Pazifik mit fast allen Mitteln, Zeitungspiraten am 19. Januar 2016
- ↑ JochenH am 24. Februar 2015 um 11:56 Uhr
- ↑ JochenH am 3. März 2015 um 18:52 Uhr
- ↑
The passengers toilet inside a new Beijing Daxing International Airport - Crafoo TV (5. Dezember 2019) (Länge: 1:33 Min.)
- ↑ Hadmut Danisch: Der Flughafen und das Damenklo, Ansichten eines Informatikers am 8. Dezember 2019
Querverweise
Netzverweise
- Christoph Hein: Chinas langer Weg nach Westen, FAZ am 25. Mai 2018 (Peking knüpft mit der neuen Seidenstraße an einen alten Mythos an und startet ein gigantisches Projekt.)
- Der Kampf um Eurasien: Wie Deutschland seine Chancen verspielt, RT Deutsch am 2. April 2018
- Hadmut Danisch: Neues chinesisches Schimpfwort, Ansichten eines Informatikers am 7. Februar 2017 ("Weißer Linker" ist in China das Schimpfwort für weltfremde, ungerechte, diskriminierende Spinner.)
- Javier C. Hernández: Wanted in China: More Male Teachers, to Make Boys Men, The New York Times am 6. Februar 2016
- Hadmut Danisch: China denkt um: Die züchten jetzt Männer, Ansichten eines Informatikers am 7. Februar 2016 (Immerhin: Die "echten Männer" sind jetzt wieder gefragt. Ob sie wohl irgendwann anfangen, Mädchenklassen zu "echten Frauen” zu erziehen?)
- WGvdL-Forum: China denkt um: Männliche Männer sind gefragt, Rainer am 8. Februar 2016 - 09:01 Uhr
- Hübscher diplomatischer Erfolg für China, Ein Parteibuch am 17. März 2015 (Heute wurde bekannt, dass alle vier G7-Staaten der EU der Asiatischen Infrastruktur-Investitionsbank AIIB beitreten wollen und damit die Vorgabe der USA ignorieren, diese von China als Alternative zur US-japanischen Asien-Entwicklungsbank ADB vorangetriebene Institution zu boykottieren.)
- John Pilger: The Coming War between America and China, 11. Dezember 2014
- Globalisierung: China überholt Europa bei Forschung und Entwicklung, Deutsche Wirtschafts Nachrichten am 16. November 2014
- Petra Kolonko: Allein unter Frauen: In China schuften die Männer, um heiratsfähig zu werden, FAZ am 4. Mai 2014 (Für junge chinesische Männer ist es schwierig, einen Partner fürs Leben zu finden. In China herrscht ein Mangel an Frauen und diese stellen hohe Anforderungen.) (Auch in den Städten steht bei der Partnerwahl die Liebe an zweiter Stelle. "Ich weine lieber in einem BMW, als dass ich auf einem Fahrrad lache", sagte eine Bewerberin in einer Single-Show des chinesischen Fernsehens. Zu allererst schauen sich die Frauen bei der Suche die finanzielle und berufliche Lage des Mannes an. Nach einer Umfrage sind für 70 Prozent der chinesischen Frauen finanzielle Erwägungen ausschlaggebend bei der Wahl eines Ehepartners. - So können Chinas Männer bei Frauen im heiratsfähigen Alter nur landen, wenn es auf drei Fragen eine positive Antwort gibt. Hat er eine Eigentumswohnung in einer großen Stadt? Hat er ein Auto? Hat er ein anständiges Gehalt mit einer sicheren Stellung? Denn das hat sich aus der alten chinesischen Tradition auch nach Jahrzehnten des Sozialismus erhalten: Der Mann muss der Haupternährer der Familie oder zumindest des Ehepaares sein.)
- Axel B.C. Krauss: Peking und Washington: Gemeinsam zur dritten Prom Night? ... so wie Großbritannien und Deutschland zur ersten?, ef-magazin am 5. Dezember 2013
- John Pilger: More than jihadism or Iran, China's role in Africa is Obama's obsession, 9. Oktober 2013