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Russenfeindlichkeit

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Der Begriff Russenfeindlichkeit (auch Antirussismus oder Russophobie) bezeichnet eine prinzipielle Abwertung und Ablehnung alles Russischen bzw. als russisch Empfundenen. Er bezieht sich auf Kultur, Geschichte, Sprache und Menschen.

Russenfeindlichkeit

Die Älteren von Ihnen werden sich erinnern: In den 1970ern und 80ern war Gerhard Löwenthal[wp] in den deutschen Medien für Russen­feindlich­keit zuständig. Der reaktionäre Chef des ZDF-Magazins hetzte bei jeder sich bietenden Gelegenheit gegen "den Russen" und brandmarkte Kritiker sowie Anhänger der Entspannungspolitik[wp] gerne als "Moskaus nützliche Idioten". Einer dieser "Idioten" war damals der Künstler Klaus Staeck[wp], der auf einem seiner berühmten politischen Plakate auch Löwenthal aufs Korn nahm. Wer hätte damals ahnen können, dass Staeck heute selbst über die ehemals linke Frankfurter Rundschau propagandistische Schauer­märchen im Stile eines Löwenthals für ein links­liberales Publikum verbreitet?

Wenn man Klaus Staecks Kolumne "Russland finanziert AfD-Propaganda"[ext] (im Print "Propagandagrüße aus Moskau") in der Rundschau durchliest, muss man sich erst einmal verwundert die Augen reiben. Zunächst versucht Staeck anhand einer sorgfältig heraus­gepickten Stichprobe zu belegen, dass der in einigen Regionen Deutschlands über DAB+ ausgestrahlte Radiosender "Megaradio SNA" ein Sprachrohr der AfD sei. Dann klärt Staeck den Leser auf, dass SNA als Tochter der staatlichen russischen Nachrichten­agentur Sputnik[wp] ein "Propaganda­werkzeug" der russischen Regierung sei. Und damit sei bewiesen - Russland finanziert AfD-Propaganda! "Gut", dass Staeck am Ende seiner Kolumne noch mahnend darauf hinweist, dass ja bald die Prüfung neuer Anträge für Sende­lizenzen im digitalen Rundfunk ansteht. Nicht auszudenken, was passieren könnte, wenn noch mehr Menschen diese Propaganda im Radio zu hören bekommen.

Was der ehemalige Präsident der Akademie der Künste da als Kolumne abgeliefert hat, erinnert frappierend an die reaktionäre Meinungsmache, die er früher selbst scharf kritisiert hat.

Jens Berger[1]

Russophobie

Russland als Octopus dargestellt
Zitat: «Die einzige Wahrheit, die aus Russland kommt, ist die Lüge.» - Robert Habeck, deutscher Wirtschaftsminister (2022)
Zitat: «Was ist das für ein Frieden, wenn man unter russischer Besatzung leben muss, jeden Tag die Sorge hat, dass man kaltblütig ermordet, vergewaltigt oder als Kind sogar verschleppt wird?» - Annalena Baerbock, deutsche Außenfeministerin (2023)

Wenn westliche Politiker und Publizisten sich öffentlich über Russland äußern, dann geschieht dies nahezu ausschließlich in negativer und dabei oft auch in stark abwertender Weise. Ihre Ausführungen sind regelmäßig von bösartigen Unterstellungen geprägt und auffallend häufig fehlt jedes Verständnis für die russische Perspektive. Äußerungen russischer Politiker und Publizisten werden durchgängig als Propaganda und Lügen bewertet. Der russische Präsident darf krass beleidigt und mit den übelsten Figuren der Weltgeschichte auf eine Stufe gestellt werden. Russische Soldaten werden ausschließlich als Kriegsverbrecher[wp], Plünderer[wp] oder Vergewaltiger präsentiert, russische Journalisten als verschlagene Infokrieger, russische Unternehmer als kriminell, Beamte als korrupt, ja die gesamte Bevölkerung des Landes als mehr oder weniger autoritätshörig, homophob und rückständig.

In die öffentliche Kritik ihrer Heimatländer geraten die westlichen Absender solcher Äußerungen dafür aber kaum. Es scheint eine Art Selbstverständlichkeit in der etablierten politisch-medialen Landschaft zu sein, dass Russland in einer Weise kritisiert und dargestellt werden darf, die im öffentlichen Umgang mit anderen Ländern - auch mit krieg­führenden - kaum vorstellbar ist. Die Verantwortlichen greifen dabei auf feststehende Denk­schablonen und negative Russland­bilder zurück, die bereits seit Jahrhunderten in westlichen Ländern reproduziert und lediglich begrifflich aktualisiert werden. Diese Russland­bilder sind durch permanente Wiederholung zu einer Grundwahrheit im Westen geronnen, die kaum noch hinterfragt wird.

Das Phänomen wird als "Russophobie" bezeichnet.

Angst, Abscheu, Hass

Der englische Ausdruck "Russophobia" wurde Anfang des 19. Jahrhunderts in Großbritannien geprägt, als dortige Politiker und Leitmedien - nach dem Ende Napoleons - Russland als neuen, gefährlichen Gegenspieler des Empire im öffentlichen Bewusstsein platzierten. Neu war das Phänomen auch damals nicht, nur fand sich ein prägnanter Begriff dafür. Der Ausdruck Russophobie stellte die Angst ins Zentrum - Angst vor russischer Ausdehnung in die Einflusszonen des damaligen englischen Weltreiches, etwa im Iran oder in Indien. Die "Russian Scare"[wp] nahm derartige Ausmaße an, dass sogar der weit abgelegene Inselstaat Neuseeland in den 1880er Jahren eine Reihe von Küsten­festungen baute, um einen vermeintlichen russischen Angriff abzuwehren.

Das Phänomen Russophobie umfasst jedoch nicht nur Angst, sondern steht insgesamt für eine vorurteils­behaftete, misstrauische und feindselige Haltung gegenüber Russland. Im deutschen Sprachgebrauch ist denn auch manchmal von Russlandhass oder Russen­feindlichkeit die Rede. Der Begriff bezeichne "eine ablehnende Haltung gegenüber Russland, den Russen oder der russischen Kultur", so die dezente Definition in der deutschen Wikipedia. Während keine Variante des Begriffs im Duden auftaucht, heißt es im Collins English Dictionary deutlich: Russophobie sei "ein intensiver und oft irrationaler Hass auf Russland".

Der Historiker Oleg Nemenski[ext][2] kritisiert solche Definitionen als trivial. Der Forscher von der Russischen Akademie der Wissenschaften hat sich in einem Essay (2013) tiefer gehend mit dem Phänomen befasst. Feindselige Haltungen habe es in der Geschichte überall und gegen zahlreiche Länder und Völker gegeben, schreibt er. Russophobie reiche jedoch viel weiter. Es handle sich um eine nahezu ganzheitliche Ideologie.

Zitat: «Das heißt ein besonderer Komplex von Ideen und Konzepten, der seine eigene Struktur, sein eigenes Begriffssystem und seine eigene Entstehungs- und Entwicklungs­geschichte in der westlichen Kultur sowie seine typischen Erscheinungs­formen hat. Das nächstliegende Pendant zu einer solchen Ideologie ist der Antisemitismus.»[3]

Diese Parallele sieht auch der Schweizer Journalist und Politiker Guy Mettan[wp], der 2017 ein Buch zum Thema Russophobie veröffentlichte.[anm 1] Er betont darin außerdem den rein westlichen Charakter des Phänomens, das es in anderen Teilen der Welt nicht gebe. Russophobie sei in der westlichen Hemisphäre tief im Unterbewusstsein der Menschen verwurzelt und geradezu ein Teil der hiesigen Identität, die Russland als Gegner brauche, um sich ihrer selbst und ihrer vermeintlichen Überlegenheit zu vergewissern.

Negatives Russlandbild seit Jahrhunderten

Uneinigkeit herrscht darüber, wann diese Haltung historisch entstanden ist. Der Journalist Dominic Basulto[ext], der Russophobie vor allem als mediales Phänomen versteht, schrieb in seinem Buch "Russophobia" (2015): Die westlichen Narrative über Russland existierten bereits seit mehr als 150 Jahren. Es handele sich um ein "zyklisches Phänomen", denn Erzählungen von einem guten Russland tauchten immer dann auf, wenn dieses sich in einer Schwächephase befinde, während Geschichten von einem bösen Russland in westlichen Medien dann zum Tragen kämen, wenn das Land sich "durch­setzungs­fähig" zeige. Diese Narrative seien de facto zeitlos und inhaltlich geradezu mythologisch.[anm 2]

Oleg Nemenski geht weiter zurück und argumentiert, die Ideologie der Russophobie sei bereits im späten 16. Jahrhundert entstanden, als neben den heranrückenden Türken auch die Russen zu Feinden des europäischen Christentums erklärt wurden. Russland kämpfte im langen Livländischen Krieg[wp] (1558 bis 1583) gegen mehrere europäische Kräfte: Polen, Litauen, Dänemark und Schweden. Der polnische Adel, der territoriale Eroberungsziele in Russland verfolgte, spielte die Hauptrolle bei der ideologischen Rechtfertigung des Krieges im Westen und prägte damit das hiesige Russlandbild.

Der österreichische Historiker Hannes Hofbauer[wp] erinnert in seinem Buch "Feindbild Russland. Geschichte einer Dämonisierung" daran, dass Polen und Russland auch bereits in den rund hundert Jahren zuvor fünf Kriege um Livland geführt hatten. "Das im Westen des Kontinents verbreitete Bild vom 'asiatischen, barbarischen Russland' ist in dieser Epoche grundgelegt."[anm 3] Es sei infolge politischer Interessen entstanden und eine Erfindung polnischer Intellektueller wie des Philosophen Johannes von Glogau[wp], des Bischofs Erasmus Ciolek[wp] oder des Krakauer Universitäts­rektors Johannes Sacranus gewesen, die ihre anti-russische Kriegspropaganda in Reden und auf Flugschriften in mehreren Sprachen europaweit verbreiteten.

Guy Mettan schließlich geht in seinem Buch sogar bis auf die christliche Kirchen­spaltung zwischen der orthodoxen Ostkirche und der katholischen Westkirche (formell 1054) als Ausgangspunkt der anti-russischen Feindseligkeit zurück. Bereits damals sei ein grundsätzlicher Konflikt zwischen Ost und West propagandistisch konstruiert und von katholischer Seite mit negativen Zuschreibungen für die byzantinische Ostkirche und die orthodoxen Gläubigen gearbeitet worden. Die Zuschreibungen ähnelten bereits stark den späteren russophoben Stereotypen von Barbarei, Rückständigkeit und Despotismus.

Feindselige Russlandbilder entstanden also in verschiedenen Teilen des heutigen Westens zu verschiedenen Zeiten und aus verschiedenen Ursachen. Den Hintergrund bildete immer Machtpolitik, doch die Recht­fertigungen unterschieden sich: In der katholischen Kirche wurde die Russophobie religiös legitimiert, in Polen-Litauen war sie das Ergebnis direkter territorialer Konflikte, im Frankreich der Aufklärung war sie philosophisch motiviert, im England des "Great Game"[wp] imperial, im Deutschland nach 1900 war sie stark rassistisch und in den USA des Kalten Krieges vor allem antikommunistisch begründet. All diese Entwicklungs­linien und Quellen der Russophobie blieben über die Zeiträume latent oder ganz offen erhalten, um bis heute im politisch und medial vereinten Westen zu einem über­greifenden, einzig­artigen und sehr machtvollen Phänomen zusammen­zu­fließen.

Die Russophobie bedient sich dabei mehrerer wieder­kehrender Stereotype, die manche Autoren auch als "Meta-Narrative" bezeichnen. Ein genauerer Blick auf diese klassischen russland­feindlichen Behauptungen lohnt sich, denn er legt die tiefen Wurzeln und die Hartnäckigkeit des negativen westlichen Russlandbildes offen.

Landhunger als Selbstzweck

Wenn Bundeskanzler Olaf Scholz der russischen Staatsführung heute unterstellt, sie wolle mit dem Einmarsch in die Ukraine ein Imperium aufbauen[4], bewegt er sich damit auf sehr alten russophoben Pfaden:

"Polen war nur das Frühstück ... wo werden sie zu Abend speisen?", argwöhnte der britische Politiker und Schriftsteller Edmund Burke[wp] bereits im Jahre 1772 zu Russlands Rolle bei der ersten Teilung Polens.[anm 4] "Wenn sich Russland auf dem Bosporus festgesetzt hat, wird es Rom und Marseille gleichermaßen schnell erobern", orakelte die französische Zeitung Spectateur de Dijon im Jahr 1854 unmittelbar vor dem Krimkrieg[wp].[anm 5][5] "Die Zukunft gehört Rußland, das wächst und wächst und sich als immer schwererer Alb auf uns legt", glaubte Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg[wp] 1914 kurz vor Beginn des Ersten Weltkrieges.[6] Auch die "Domino-Theorie"[wp] des Kalten Krieges[wp] gehört in dieses Muster.

Seit Jahrhunderten unterstellen Akteure der westlichen Öffentlichkeit den Anführern Russlands, ihren Herrschaftsbereich permanent auf Kosten der Nachbar­staaten erweitern zu wollen. Obgleich es solche russischen Eroberungen in der Geschichte mehrfach gab, so ignoriert dieses Narrativ jedoch gegenteilige historische Entwicklungen komplett. Der friedliche Abzug der Roten Armee[wp] und die Auflösung des Warschauer Vertrages[wp] nach 1990 beispielsweise hatten keinen nachhaltigen Einfluss auf das westliche Russlandbild, sondern wurden lediglich als Zeichen momentaner russischer Schwäche begriffen.

Entlarvend sind zudem Vergleiche mit westlichen Ländern: Die USA eigneten sich große Teile ihres Staatsgebiets durch Annexionen an und dehnten ihren Machtbereich danach weiter bis zur heutigen globalen Militärpräsenz aus. Auch die NATO befindet sich seit ihrer Gründung in andauerndem Expansionsmodus und steht heute an der russischen Grenze. Jahrhundertelang hatten zuvor europäische Kolonialmächte nahezu alle Weltregionen erobert, aufgeteilt und sich deren Reichtümer angeeignet. Doch nichts von alldem verwandelte die entsprechenden Staaten im westlichen Selbstverständnis zu "gefräßigen" und weiterhin "hungrigen" Imperien.

Das Stereotyp vom ewigen russischen Landhunger hingegen ist eine tragende Säule der Russophobie und geht zum Teil auf ein gefälschtes, aber sehr wirkmächtiges Dokument zurück. Verschiedene polnische, ungarische und ukrainische Autoren hatten im Verlauf des 18. Jahrhunderts ein Testament Peters des Großen[wp] erfunden und in Europa verbreitet, erläutert der englische Historiker Orlando Figes. Das Fantasie­dokument, das in den 1760er Jahren ins Archiv des französischen Außen­ministeriums gelangte, sprach von umfassenden russischen Eroberungs­zielen von Europa über den Nahen Osten bis Hinterindien. Obwohl das vermeintliche Zaren­testament frühzeitig als Fälschung erkennbar war, wurde es rund 200 Jahre lang von westlichen Außenpolitikern als Rechtfertigung für Kriege gegen Russland instrumentalisiert. Orlando Figes schreibt[anm 6]:

Zitat: «Das "Testament" wurde von den Franzosen 1812 - im Jahr ihres Einmarsches in Russland - veröffentlicht, und fortan vervielfältigte und zitierte man es in ganz Europa als schlüssigen Beweis für die expansionistische russische Außenpolitik. Vor jedem Krieg, in den Russland auf dem europäischen Kontinent verwickelt war - 1854, 1878, 1914 und 1941 -, veröffentlichte man es erneut, und während des Kalten Krieges diente es dazu, die aggressiven Absichten der Sowjetunion[wp] zu erläutern.»

Auch heutige Unterstellungen, Russland würde nach einem Sieg in der Ukraine mit anderen osteuropäischen Staaten "weitermachen", agierten im Geiste des gefälschten Testaments[wp], kritisierte der russische Außenminister Sergej Lawrow im Jahr 2022.[7] Dass das Pamphlet eine Fälschung ist, war für russophobe Akteure seit jeher irrelevant, denn es passte ideal in das stereotype Bild: "Weil doch die Fälschung Russlands Politik besser charakterisiert als manche historische beglaubigte Wahrheit", hieß es 1916 in der deutschen Kriegs­propaganda zu dem Dokument. Adolf Hitler äußerte sich 1941 sehr ähnlich - und das, obwohl es in beiden Weltkriegen die deutsche Armee war, die in Russland stand und große Gebiete annektierte.

Das Stereotyp zeigt vor allem die Projektionen westlicher Machtpolitiker, die ihre eigene Denk- und Handlungs­weise der russischen Führung unterstellen. Die bis heute herrschende westliche Weigerung, andere Gründe für russische Waffengänge zu akzeptieren als simple Eroberungslust und primitiven Landhunger, ist zudem ein zentraler Grund für die intellektuell äußerst beschränkten Konflikt­analysen, die im Westen in Bezug auf den aktuellen Krieg vorherrschend sind. Politiker und Publizisten, die sich nicht vorstellen können, dass der russische Einmarsch in der Ukraine der Verhinderung einer existenziellen NATO-Bedrohung des russischen Kernlandes dient - sondern der "Wiedererrichtung der Sowjetunion" -, verhindern jede konstruktive Problemlösung und fördern stattdessen hochgefährliche politisch-militärische Entscheidungen.

Ein Land voller Barbaren

Eine andere jahrhundertealte Konstante der Russophobie ist die Überzeugung, Russland sei rückständig und im Kern sogar wild und unzivilisiert bis zur Barbarei. Das Stereotyp wird auf den materiell-technologischen Entwicklungsstand Russlands genauso angewendet wie auf die geistig-kulturelle Verfasstheit der Bevölkerung. Regelmäßige Begleiterscheinung dieser Behauptung ist ein offensichtliches westliches Überlegenheits­gefühl und der Glaube daran, Russland müsse erst einmal das nachholen, was der Westen schon lange erreicht habe.

Die Überzeugung wird in ganz verschiedenen öffentlichen Diskursen sichtbar, egal ob es um russische Gesellschafts­politik geht, um Wirtschaft und Technik oder um den aktuellen Krieg. Beschränkt man den Blick nur auf letzteres Thema, finden sich bereits zahlreiche Anklänge an dieses stereotype Russlandbild: Hiesige Politiker und Publizisten warfen Wladimir Putin vor, im Ukraine-Konflikt wie ein "Machthaber des 19. Jahrhunderts" zu agieren.[8] Regelmäßig ist zu lesen, die russische Armee habe nur noch "Uralt-Waffen"[9] und die Rüstungs­industrie werde ohne den Import fortschrittlicher westlicher Technologie bald zusammenbrechen.[10] Russland führe auch diesen Krieg traditionell mit Masse statt Klasse, agiere mit "veralteten Doktrinen". Ja, die russische Armee sei - im Gegensatz zur Nato - derart unprofessionell und barbarisch, dass sie außer Kriegsverbrechen nichts auf die Reihe kriege.

Das Stereotyp der russischen Rückständigkeit ist sehr alt und konnte sich historisch nur festsetzen, weil gegensätzliche Fakten im Westen beständig ignoriert wurden. "Russland ist wie eine andere Welt", schrieb der Bischof Matvey von Krakau schon Mitte des 12. Jahrhunderts in einem Brief an den französischen Kreuzzug­prediger Bernhard von Clairvaux. Doch so richtig Fahrt nahm das Stereotyp erst im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit auf, als Europa begann, eine Identität als gesonderter Kulturkreis auszubilden, was im Wesentlichen durch die Abgrenzung von anderen Kulturräumen geschah, erläutert der Historiker Christophe von Werdt.

Zitat: «Russland spielte in diesem Wechselspiel von europäischer Identitäts­bildung und Wahrnehmung des Fremden eine besonders wichtige Rolle. Denn in seinem Fall wurde Europa mit einem "fremden" christlichen Land konfrontiert, das es nicht kolonisieren und das es sich nicht kulturell angleichen konnte.»

Im 16. und 17. Jahrhundert kamen zunehmend Westeuropäer als Diplomaten, Söldner oder Kaufleute nach Russland und berichteten auch schriftlich über ihre Eindrücke aus dem unbekannten Land. Der Osteuropa­historiker Manfred Hildermeier[wp] schreibt, die kulturelle Distanz, die in den Aufzeichnungen zu Tage tritt, verband sich "mehr und mehr mit einem Überlegenheits­gefühl". Deutsche Reisende berichteten beispielsweise erstaunt, dass die Russen nackt vor aller Augen im Fluss badeten. Männer und Frauen gingen nicht nach Geschlechtern getrennt, sondern zusammen in die fast überall befindlichen Saunen. Auch das öffentliche Schnäuzen, Spucken, Rülpsen oder Fluchen empörte damalige westliche Besucher.

Zitat: «Was die Reisenden an Russland verurteilten, war nicht zuletzt die Vergangenheit ihrer eigenen Kultur. Dies mag auch die Überlegenheit erklären, die sie sich selber anmaßten, und verständlich machen, warum sie übersahen, was nicht in ihr Bild passte - etwa die häufigen Saunagänge der Russen (in einer Zeit, in der an europäischen Adelshöfen Parfum das Waschen ersetzte, die Verpönung der Darstellung von Nacktheit (...) oder der Umstand, dass kein Russe mit dem Schwert herumfuchtelte (schon weil er keines trug) und bei allem lauten Zank kein Blut floss. Die Reisenden erlagen keinem Missverständnis, sondern waren partiell blind.»[anm 7]

Der Schweizer Autor Guy Mettan zeigt die Selektivität im westlichen Urteil noch pointierter auf. Er vergleicht den populären Reisebericht des französischen Astronomen Jean Chappe d'Auteroche[wp] von 1761 mit dem zeitgleich entstandenen Bericht eines japanischen Bootskapitäns namens Kodayu, der zur selben Zeit dieselbe Strecke durch Sibirien bereiste wie der Franzose. "Jedoch scheinen sie zwei unterschiedliche Planeten zu beschreiben", notiert Mettan[anm 8], denn die Ausführungen der Reiseberichte könnten unterschiedlicher nicht sein.

Während d'Auteroche in Russland überall Rückständigkeit und Barbarei erkennt, beschreibt Kodayu nüchtern Alltag, Lebensumstände und gesellschaftlich-politische Verhältnisse. Beide Bücher nebeneinander zu lesen sei faszinierend, denn dies decke schmerzlich den Gegensatz auf zwischen der Unvoreingenommenheit des Reisenden aus Fernost und dem Drang des Westlers, von oben herab über andere zu urteilen und seinen vermeintlichen zivilisatorischen Vorsprung zu betonen.

Zudem lässt sich argumentieren: Aus Sicht anderer Weltregionen war Russland eben nicht unterentwickelt oder unzivilisiert. "Wer dem Russischen Reich Rückständigkeit attestierte, maß es [ausschließlich] an der west­europäischen Elle", erklärt Manfred Hildermeier.[anm 9] Fortschrittlichkeit hätten die Westeuropäer immer nur bei sich selbst verortet. Der Osteuropa­historiker hält das Stereotyp der Rückständigkeit für so zentral, dass er ihm das gesamte Schlusskapitel seiner "Geschichte Russlands"[ext] widmete.

Auch Fraktionen russischer Intellektueller und Teile der Oberschicht trugen zur Verfestigung des Konzepts bei, indem sie es übernahmen und einige Länder des Westens (Niederlande, Frankreich, Italien, Preußen) zu Vorbildern auf bestimmten Wissensgebieten erklärten, denen es nachzueifern gelte. Berühmtestes Beispiel ist sicherlich Peter der Große[wp], der Russland nach seiner Europareise mit zahlreichen Reformen von oben in die europäische Neuzeit "peitschte".

Rückständigkeit sei jedoch immer relativ, das heißt zeitlich befristet und auf bestimmte Bereiche begrenzt, schreibt Hildermeier. Heißt: Sobald ein Land in einem Sektor aufgeholt hat, kann es auf diesem Gebiet bald sogar führend werden. Die russischen Leistungen in Naturwissenschaften und Kunst des 19. Jahrhunderts oder in der Luft- und Raumfahrt[wp] des 20. Jahrhunderts stehen beispielhaft dafür. Russland ging zudem von der simplen Verpflanzung westlicher Innovationen unter Peter dem Großen in folgenden Jahrhunderten dazu über, solche Modelle kreativ und innovativ an die eigenen Gegebenheiten anzupassen - denn dort mussten sie funktionieren.

In Russland herrschen aufgrund seiner geografischen Ausdehnung große Diskrepanzen zwischen den Landesteilen, deshalb könne es auch kaum mit Ländern wie Frankreich, England oder Deutschland verglichen werden und deren vermeintliche Erfolgsmodelle nur begrenzt übernehmen. Worauf richtet man den Blick? Auf Provinzdorf oder Metropole? St. Petersburg und Moskau wurden am Vorabend des Ersten Weltkrieges in einem Atemzug mit Berlin, Paris und London genannt, argumentiert Hildermeier. Und auf welchen Teilbereich blickt man? Nach den Justiz­reformen Alexanders II.[wp] genossen russische Richter "eine Unabhängigkeit, die in Europa ihresgleichen suchte".[anm 10]

Doch mit solchen Differenzierungen gaben sich westliche Politiker und Publizisten seit Jahrhunderten nur selten ab. Nicht Puschkin, Gogol, Tolstoi oder Tschaikowski standen für russische Kultur, sondern oft eher Flöhe und Läuse[ext]. Das frühe Stereotyp von Rückständigkeit und Barbarei der Russen, das westeuropäische Besucher einst schufen, blieb über die Jahrhunderte hartnäckig erhalten. Zwar wurde es begrifflich hie und da aktualisiert, doch im Kern klingen die herrschenden, abwertenden Urteile bis heute gleich:

Adam Olearius, deutscher Russlandbesucher (1656):

Zitat: «Wenn man die Russen nach ihren Gemüthern / Sitten und Leben betrachtet / seynd sie billich unter die Barbaren zu rechnen (...) Seynd arglistig / hartnackicht / unbendig / widerwertig / verkehret / unverschembt zu allem bösen geneiget.»[11]

Charles-Maurice de Talleyrand[wp], französischer Außenminister (1796 bis 1807):

Zitat: «Das gesamte System [des russischen Reiches] (...) ist darauf angelegt, Europa durch eine Flut von Barbaren zu überschwemmen.»[anm 11]

George S. Patton[wp], US-amerikanischer General (1945):

Zitat: «Zusätzlich zu seinen anderen asiatischen Eigenschaften hat der Russe keine Achtung vor dem menschlichen Leben und ist ein absoluter Hurensohn, Barbar und chronischer Säufer.»[12]

Die deutsche Tageszeitung BZ (2022):

Zitat: «Sie plündern, vergewaltigen und foltern: So schuf Putin seine Barbaren-Armee.»[13]

Selbstverständlich hat es Gräuelpropaganda[wp] und die Abwertung des Gegners in Kriegszeiten immer gegeben, aber gegenüber Russland herrscht diese herabwürdigende Sichtweise im Westen quasi permanent. Keines der Zitate stammt von Menschen, die sich im Krieg mit Russland befanden. Das Stereotyp vom barbarischen, unzivilisierten Russland scheint unerschütterlich.

Da diese Denkschablone im Westen zu einer Art unhinterfragter Wahrheit geworden ist, kommt es irgendwann zwingend zu Ereignissen wie dem "Sputnik-Schock"[wp] (1957) - als die vermeintlich rückständige Sowjetunion überraschend den ersten Satelliten ins All schickte. Der französische Filmmacher Claude Lanzmann[wp] berichtet in seiner Autobiographie darüber, wie er 1961 bei einem Essen der High Society durch den Gastgeber davon erfuhr, dass gerade ein Russe als erster Mensch in den Weltraum geflogen sei. Lanzmanns Platznachbar, der spätere Premierminister und Präsident Georges Pompidou[wp], konnte das überhaupt nicht glauben und entgegnete nur: "Das ist Propaganda!"[anm 12]

Die ewige russische Lüge

Die Verschlagenheit und Hinterhältigkeit der Russen ist ein weiteres immer wiederkehrendes Paradigma der Russophobie. Schon im 16. und 17. Jahrhundert identifizierten westliche Russlandbesucher Hinterlist und Verlogenheit als typische russische Charaktermerkmale - wohlgemerkt: nicht als Eigenschaften einzelner, sondern aller Russen. Laut russophober Logik müsse sich dieses allgemeine Charaktermerkmal dann auch in der russischen Politik widerspiegeln.

Dementsprechend sind zahlreiche Behauptungen, Russland agiere außenpolitisch immer mit Betrug und Lügen, für die folgenden Jahrhunderte dokumentiert. "Russlands Diplomatie ist, wie Sie wissen, eine lange und mannigfaltige Lüge", behauptete etwa der britische Staatsmann George Curzon[wp] im Jahre 1903.[anm 13] Behauptungen dieser Art reichen bis zu heutigen Vorwürfen, Russland setze permanent Propaganda ein und manipuliere westliche Wahlen.

Zitat: «In Zeiten des Friedens strebt Russland danach, nicht nur seine Nachbarn, sondern sämtliche Länder der Welt in einen Zustand der Verwirrung aus Misstrauen, Aufruhr und Zwietracht zu zwingen. (...) Russland bewegt sich nicht direkt auf sein Ziel zu (...), sondern es untergräbt die Grundlagen auf hinterhältigste Art.»[anm 14]

Diese Aussage über eine Art hybride russische Kriegführung klingt für die Ohren heutiger Mediennutzer durchaus vertraut, doch sie ist schon mehr als 200Jahre alt und stammt vom französischen Diplomaten Alexandre d'Hauterive[wp] aus der Zeit Napoleon Bonapartes[wp]. Über die englischen Medien in der Zeit des Great Game[wp] schreibt der Historiker Orlando Figes[wp]:

Zitat: «Das Klischee Russlands, das aus diesen überspannten Schriften hervorging, war das einer brutalen Macht, die von Natur aus aggressiv und expansionistisch, doch auch hinreichend verschlagen und betrügerisch war, um sich mit "unsichtbaren Kräften" gegen den Westen zu verschwören und andere Gesellschaften zu infiltrieren.»

Modernisiert klingen Behauptungen dieser Art dann ungefähr so wie bei der Bundesakademie für Sicherheitspolitik (2017):

Zitat: «In seinem Krieg gegen den Westen greift Russland auf verschiedene Instrumente zurück. Eine Reihe staatlich kontrollierter Medien (im In- und Ausland) werden zu Propaganda­zwecken genutzt - mit dem Ziel, das Vertrauen westlicher Gesellschaften in die eigenen Institutionen und politischen Eliten zu untergraben. (...) In der Konfrontation mit dem Westen bedient sich Russland jener Methoden, die in der Vergangenheit vornehmlich gegen ehemalige Sowjetstaaten ("Nahes Ausland") oder nicht-westliche Staaten verwendet wurden. Dies trifft insbesondere auf mit massiver Propaganda kombinierte, aggressive Cyberangriffe zu, die auf Einmischung in interne Angelegenheiten und eine Beeinflussung politischer Prozesse abzielen.»[14]

An dieser Stelle muss nicht über die eklatante Doppelmoral solcher Analysen gesprochen werden, die die zahllosen westlich organisierten Wahl­einmischungen[15], Putsche[16], Cyber­angriffe[wp][17] und sonstigen hybriden Destabilisierungs­versuche in Ländern weltweit einfach mal vergessen. Deutlich wird: Trotz ihres unterschiedlichen Alters sind die zitierten russophoben Behauptungen nahezu identisch und austauschbar. Und ähnlich wie beim Stereotyp des russischen Landhungers erhellt auch dieses Klischee vor allem die Projektionen westlicher Politiker und Publizisten. Besonders deutlich wird diese Logik beim Blick auf die Zeitphase 1917 bis 1919.

Nachdem Lenin[wp] von den deutschen Machthabern nach Russland eingeschmuggelt worden war und dort den bolschewistischen Umsturz[wp] herbeigeführt hatte, wuchs unter den Herrschenden in Deutschland die Angst, solche "russischen Zustände" auch hierzulande zu erleben, erklärt der Historiker Mark Jones[wp]. Deutsche Zeitungen nahezu jeder politischen Couleur erhoben im Januar 1919 den Vorwurf, Russen seien maßgeblich am Aufstand der Spartakisten[wp] in Berlin beteiligt und würden zum bewaffneten Kampf gegen Deutschland aufrufen.

Zitat: «Diese Propaganda wurde weithin geglaubt und führte zu einer Zunahme der Ausländer­feindlichkeit bereits in der Gründungsphase der Weimarer Republik, die später im Dritten Reich weiter eskalierte. Tatsächlich stimmte nichts davon.»[anm 15]

Viele Politiker und Publizisten glaubten, jede Menge russisches Geld ströme nach Berlin und helfe, den Aufstand zu finanzieren, erläutert Jones weiter. Die russophobe Stimmungsmache in den Medien hatte blutige Folgen: Bei der Zerschlagung der Münchner Räterepublik[wp] im Mai 1919 verübten Regierungs­truppen zahlreiche Gräueltaten. Der größte Einzelvorfall dieser Art war die Erschießung 53 russischer Kriegsgefangener am 2. Mai in Gräfelfing - unter dem Vorwurf, die Russen hätten für die Räterepublik[wp] gekämpft.

Das Stereotyp russischer Intrigen und Lügen erscheint auf vielen thematischen Ebenen. Die Abwertung jeder russischen Gegenposition als "Propaganda" und "Lüge" sei geradezu Kernbestandteil der Russophobie, schreibt Dominic Basulto in seinem Buch. So kann denn auch ein Land, dessen Führung immer lügt, keine staatlichen Medien haben, die legitimerweise die Perspektiven der eigenen Regierung im Ausland verbreiten, so wie dies die Staatsmedien anderer Länder tun. Nein, russische Staatssender müssen in den Augen russophober Menschen zwingend immer "Propaganda­sender" sein.

Besonders erklärungsbedürftig beim Stereotyp der russischen Lüge ist die seit Jahrhunderten wiederkehrende Empörung westlicher Beobachter, über das europäische Äußere der Russen. Die Russen lügen quasi schon mit Kleidung und Aussehen. Der französische Schriftsteller Astolphe Marquis de Custine[wp] schrieb im Jahr 1839:

Zitat: «Ich mache den Russen keinen Vorwurf daraus, dass sie sind, was sie sind; was ich ihnen vorwerfe, ist, dass sie vortäuschen zu sein, was wir sind. Sie sind noch immer unkultiviert (...) und sie folgen dabei dem Beispiel der Affen und entstellen das, was sie kopieren.»[18]

Dass die Russen die französische Kultur "nachäffen", schrieben auch französische Zeitungen im Vorfeld des Krimkriegs. Hier kollidieren die russophoben Klischees. Versuchen die Russen also ihre vermeintliche Rückständigkeit durch Orientierung am Westen zu beheben, dann ist es auch wieder falsch. Im Innern blieben sie eben doch halbwilde Barbaren.

Russen seien "Menschen mit europäischen Körpern und mongolischen Seelen", schrieb der US-Journalist Ambrose Bierce[wp] 1911 in seinem "Wörterbuch des Teufels".[anm 16] Bierce meinte das - wie jeden der rund 1000 Einträge darin - satirisch. Er spiegelte kritisch das Klischee­denken seiner Zeit. 2022 erklärte die Politik­wissenschaftlerin Florence Gaub[wp] im ZDF: "Wir dürfen nicht vergessen, dass, auch wenn Russen europäisch aussehen, es keine Europäer sind, jetzt im kulturellen Sinne." Sie meinte das nicht satirisch.

Der Despot und sein höriges Volk

Das vermutlich wirkmächtigste Element der Russophobie ist das Stereotyp der russischen Tyrannei. Es besteht aus zwei Teilen, die sich gegenseitig ergänzen: ein dämonischer Anführer und eine Art Sklaven­mentalität der russischen Bevölkerung.

Zar Iwan IV.[wp] - im Russischen trägt er den Beinamen "der Strenge", im Westen heißt er hingegen "der Schreckliche" - sei eine Art Urtypus des grausamen russischen Herrschers, erläutert Oleg Nemenski. Der "schwarze Mythos" des blutrünstigen Tyrannen, "dessen Brutalität angeblich alle denkbaren Grenzen überschritt", entstand im 16. Jahrhundert zur Zeit des Livländischen Krieges[wp] und nahm den wichtigsten Platz unter den damaligen propagandistischen Russland­stereotypen ein, so der Forscher. Iwan der Schreckliche verband in westlichen Augen "die Symbolisierung des Bösen und der brutalen Macht mit der unterwürfigen Knechtschaft seiner Untertanen."

Tatsächlich war Iwan IV. ein brutaler Herrscher und offenbar ein sadistischer Charakter, der grausame Folter- und Hinrichtungs­methoden anwenden ließ. Ob er damit allerdings als Machthaber für seine Zeit außergewöhnlich war, ist eher fraglich. Mit dem legendären Ruf Iwans des Schrecklichen wurde im restlichen Europa jedoch ein Image für russische Herrscher generell etabliert, das auch auf die russischen Regenten der folgenden Jahrhunderte grundsätzlich angewendet wurde: grausam, tyrannisch, brutal. Dass bald nach Iwan 31 Jahre lang Zar Alexei I.[wp] regierte, der den Beinamen "der Sanftmütigste" trug, werden hingegen nur wenige je gehört haben.

Hier sollen nun nicht alle Beschimpfungen zitiert werden, die westliche Stimmen für die jeweils amtierenden russischen Anführer gebrauchten. Von der Bezeichnung Zar Peters I.[wp] als "größter Barbar der Menschheit" (Montesquieu)[19] bis zur Titulierung Wladimir Putins als "Killer" (Joe Biden)[20] wäre diese Jahrhunderte umfassende Liste ziemlich lang.

Zweifellos ist es in Kriegszeiten üblich, den Anführer einer gegnerischen Macht als personifizierten Teufel zu dämonisieren. Es gehört laut Arthur Ponsonby zu den Grundsätzen der Kriegs­propaganda[21], den Hass auf die feindliche Führungs­persönlichkeit zu richten. Doch in der russophoben Kultur vieler westlicher Länder gilt diese Logik eben auch in Friedenszeiten. Zwar lassen sich Ausnahmen russischer Anführer finden, die im Westen zeitweise positiv betrachtet wurden, weil sie Außergewöhnliches geleistet hatten - Alexander I.[wp] (Sieg über Napoleon[wp]) oder Michail Gorbatschow[wp] (Deutsche Wiedervereinigung) wären hier zu erwähnen. Doch in der Regel gilt das Gegenteil.

Die Tatsache beispielsweise, dass Wladimir Putin im Jahr 2004 einen Ehren­doktor­titel von der Universität Hamburg erhalten sollte, versetzte Teile der Öffentlichkeit schon damals in derartige Entrüstung, dass sowohl die Uni als auch Putin darauf verzichteten. Grund für den Proteststurm sei der "in völkerrechts­widriger Weise geführte Tschetschenien­krieg[wp]", hieß es.[22] 2011 wurde die geplante Verleihung des Quadriga-Preises für Putin (damals Premierminister) ebenfalls wegen allgemeiner Empörung abgesagt. An US-Präsidenten wurden solche Maßstäbe hingegen nicht angelegt: Bill Clinton[wp], der kurz zuvor einen völkerrechts­widrigen Angriffskrieg gegen Jugoslawien[wp] befohlen hatte, erhielt 1999 den Deutschen Medienpreis, im Jahr 2000 den Karlspreis in Aachen und 2002 den Europäischen Mittelstandspreis.

Der Vergleich dieser beiden Präsidentenämter ist absolut relevant für die Analyse der Russophobie, denn westliche Medien stellen die Anführer Russlands und der USA regelmäßig wie direkte Gegensätze dar, schreibt Dominic Basulto. Der russische Staatsführer spiele dabei immer die Rolle des "dunklen Zwillings". Hierin kulminiere die seit Jahrhunderten existente Darstellung Russlands als das Andere, das Böse. In westlichen Augen habe es immer diesen Dualismus zwischen uns und denen gegeben, zwischen Freiheit und Tyrannei, Demokratie und Autokratie, Zivilisation und Barbarei, Licht und Dunkelheit. Oftmals geradezu "plump cartoonistisch" sei die medial-politische Darstellung Russlands als "Reich des Bösen" (Ronald Reagan[wp]).

Oleg Nemenski erläutert, dieses "manichäische[wp] Weltbild" sei besonders für die zeitgenössische amerikanische Kultur charakteristisch und impliziere das Vorhandensein des absolut Guten, das von den USA verkörpert wird, und des absolut Bösen. "Die Jahre des Kalten Krieges haben Russland in dieser Position etabliert" und bis heute habe sich nichts daran geändert. Die USA übernahmen übrigens zahlreiche Aspekte ihrer Russophobie vom britischen Weltreich. Nemenski betont, es sei äußerst bemerkenswert, dass die Antithese "westliche Freiheit" vs. "russische Sklaverei" über verschiedene Epochen der Geschichte hinweg immer wieder reproduziert wird, auch wenn sich die konkreten Konzepte hierzu ändern. Keine Rolle spielen dabei die Jahrhunderte westlicher Sklaverei, die in den USA sogar länger dauerte als die Leibeigenschaft im "rückständigen" Russland.

Die Russen sind laut russophober Darstellung ein Volk, das nicht in der Lage ist, sich selbst zu regieren und deshalb die Sklaverei begehrt. Ein Volk, das durchgängig von Tyrannen und Diktatoren regiert werde, müsse wohl selbst von Natur aus autoritätshörig und unterwürfig sein, so der seit Jahrhunderten beständig rekapitulierte Zirkelschluss.

"Dieses Volk findet mehr Gefallen an der Sklaverei als an der Freiheit", berichtete der österreichische Gesandte Sigismund von Herberstein[wp] 1549 aus Moskau.[23] Die Russen sind ein "Stamm, der in die Sklaverei hineingeboren wurde, an das Joch gewöhnt ist und die Freiheit nicht ertragen kann", erklärte der Niederländer Edo Neuhusius[wp] seinen Lesern 1633.[anm 17] "Der politische Gehorsam ist für die Russen ein Kultus, eine Religion geworden", bemerkte der bereits erwähnte Astolphe Marquis de Custine[wp] 1837.[24] "Russland war für uns der Inbegriff der Unfreiheit und Zwangsherrschaft, eine Gefahr für unsere Zivilisation", schrieb ARD-Korrespondent Fritz Pleitgen über das Denken deutscher Journalisten in den 1960er Jahren.[anm 18] "'Sklavenbewusstsein': Warum sind viele Russen so unterwürfig?", fragte der Bayrische Rundfunk im Jahr 2022.[25]

So frappierend austauschbar diese Aussagen über die Jahrhunderte hinweg sind, so nützlich ist diese Erkenntnis, um den tiefsitzenden, traditionellen Russlandhass des liberalen Bürgertums westlicher Länder zu verstehen. Denn gerade für diese Gruppierungen, die heute etwa durch die Demokratische Partei der USA oder durch die Grünen in Deutschland repräsentiert werden, war das Stereotyp vom despotischen Russland schon immer extrem wirkmächtig.

Der polnische Aufstand[wp] gegen die russische "Tyrannei" 1830/31 war eine Art Initialzündung und löste große Begeisterung bei den liberalen deutschen Medien und der Studenten­bewegung, aber auch in Frankreich und England aus. Die damalige "Polen­schwärmerei"[wp] ging in die Geschichts­bücher ein. Zahlreiche "Polen­lieder" entstanden. In einem hieß es:

Zitat: «Wir sahen die Polen, sie zogen aus, als des Schicksals Würfel gefallen. Sie ließen die Heimat, das Vaterhaus, in der Barbaren Räuberkrallen: Vor des Zaren finsterem Angesicht beugt der freiheitsliebende Pole sich nicht.»[anm 19]

Der Politiker Friedrich von Blittersdorf erkannte damals eine "fast rätselhafte Verzauberung der Regierungen und eine ebenso unbegreifliche Verblendung vieler Staatsmänner". Parallelen zur "Solidarität" mit der Ukraine 2022 sind unverkennbar.

Ebenfalls zur Befreiung Polens liebäugelte die Linke im Pauls­kirchen­parlament[wp] 1848 mit einem großen Krieg gegen Russland.[anm 20] Diese damalige deutsche Linke, die sich als patriotisch und liberal verstand, betrachtete das Zarenreich[wp] immer als bedrohlichen Hort der Reaktion, erläutert Hannes Hofbauer. Liberale Intellektuelle dichteten den Russen darüber hinausgehend alle erdenklich negativen Eigenschaften an. Im Zuge ihrer Autokratie­kritik entwickelten die deutschen Liberalen das Bild eines "verachtenswerten russischen Volks­charakters", das sich über die Jahrzehnte zum ausgewachsenen Rassismus gegen die Russen entwickelte.

Friedrich Engels[wp], der sich vom radikalen Demokraten zum kommunistischen Theoretiker entwickelte, war einer der politischen Publizisten, die den Deutschen eine zivilisierende und den Russen eine barbarische Rolle in Europa zuschrieben. Das Zarenreich sei durch "seine bloße passive Existenz bereits eine Drohung und Gefahr für uns", schrieb er 1890.[26] Zudem hemme und störe Russland "durch seine unaufhörliche Einmischung in die Angelegenheiten des Westens unsere normale Entwicklung". Marx und Engels riefen zum revolutionären Krieg gegen Russland auf. Ihren leidenschaftlichen Kampf gegen die russische Monarchie habe "man nicht zu Unrecht als Russophobie bezeichnet", schrieb der Soziologe Maximilien Rubel[wp].[27][anm 21]

So hielten russophobe Positionen auch Einzug in die deutsche Sozialdemokratie[wp]. Antirussische Affekte waren in der SPD ebenso stark vertreten wie in der liberalen Bewegung Großbritanniens, erklärt der Historiker Christopher Clark[wp] in Bezug auf die Phase vor dem Ersten Weltkrieg.[anm 22] Der SPD-Vorsitzende August Bebel[wp], der ebenfalls der liberal-demokratischen Bewegung entstammte, sagte[anm 23] in einer Rede 1907:

Zitat: «Wenn es zu einem Krieg mit Rußland käme, das ich als Feind aller Kultur und aller Unterdrückten nicht nur im eigenen Lande, sondern auch als den allergefährlichsten Feind von Europa und speziell für uns Deutsche ansehe, (...) dann sei ich alter Knabe noch bereit, die Flinte auf den Buckel zu nehmen und in den Krieg gegen Rußland zu ziehen.»

Heutige deutsche Bundestagsabgeordnete sind dazu wohl nicht mehr bereit, doch ihre Aussagen über Russland klingen ansonsten sehr ähnlich.

Schluss: Der rhetorische Pfad in den Krieg

Russophobie ist ein System von Ansichten, das sich vor Jahrhunderten herausgebildet hat, aber in fast unveränderter Form bis heute in westlichen Ländern existiert, schrieb Oleg Nemenski vor zehn Jahren. Das Phänomen trete im Westen als eine Art "umgekehrte politische Korrektheit" auf. Seit 2013 hat sich die Russophobie nochmal erheblich verschärft. Derzeit haben wir es mit einem Höhepunkt russland­feindlicher Äußerungen zu tun, was wiederholt im Vorfeld von Kriegen festzustellen war. Das Level an Russophobie kann für aufmerksame Beobachter des Zeitgeschehens demnach als Indikator dienen. Besonders gefährlich scheint es, wenn Politiker und Publizisten russophobe Stereotype nicht nur politisch instrumentalisieren, sondern tatsächlich an diese glauben.

Ebenfalls historisch festzustellen ist aber auch, dass Russophobie irgendwann wieder abebbt. Das kann auch ohne Krieg geschehen, wie es das Ende der Block­konfrontation ab 1990 aufzeigte. Allerdings verschwindet das Phänomen nicht, sondern wird auch danach latent erhalten bleiben, solange westliche Gesellschaften das Problem nicht grundsätzlich angehen. Dafür gäbe es sogar historische Vorbilder. Die Parallelen von Russophobie und Antisemitismus sind allerdings ein Thema für sich. Auf entsprechend angelegte Lösungs­vorschläge, wie etwa Nemenski sie gemacht hat (UN-Resolution gegen Russophobie, Einrichtung einer Anti-Diffamierungs­liga und spezialisierter Institute, die Fälle von Russophobie untersuchen und öffentlich anprangern), soll hier deshalb nicht eingegangen werden. Nur so viel: Solche Vorschläge scheinen aktuell schwer umsetzbar, da diese ausgerechnet von Regierungen und Leitmedien im Westen unterstützt werden müssten, denn dort liegt ja der Kern des Problems.

Der frühere CIA-Beamte Phil Giraldi[wp] betonte in einem Interview beispielsweise: Das Biden-Kabinett sei voll von Russophoben, die Russland für alles Mögliche verantwortlich machen.[28] Auch viele Menschen in der CIA seien durch Russophobie motiviert und glaubten an die Stereotypen. In der politisch-medialen Landschaft westlicher Länder ist man in der Regel jedoch nicht mal Willens, das Problem überhaupt zu erkennen. Der Vorwurf der Russophobie sei nur eine Art geschickte Ablenkung von russischen Gräueltaten und solle lediglich Kreml­kritiker diskreditieren, heißt es - hier idealtypisch in der Neuen Zürcher Zeitung.[29]

Klar wird bei alldem: Das Phänomen Russophobie hat kaum etwas mit Russland und den Russen selbst zu tun - dafür aber viel mit den westlichen Gesellschaften. Es ist ein permanentes Überlegenheits­denken, eine vorsätzliche Doppelmoral. Ja, Russland führt Kriege; russische Politiker und Journalisten haben durchaus schon gelogen und russische Soldaten haben manches Verbrechen begangen. All diese Aspekte gelten mindestens ebenso für Akteure westlicher Länder. Doch während man hier die eigenen Kriege schönredet, eigene Lügen vergisst und eigene Verbrechen zu Einzelfällen umdeutet, erklärt man solche Taten in Bezug auf Russland zur immer und überall gültigen Norm.

Russophobie ist im Kern ein rassistisches Phänomen, vermerkt Guy Mettan. Russophobe Menschen weigern sich grundsätzlich, Menschen aus Russland oder den russischen Staat als gleichberechtigt und gleichwertig dem entsprechenden westlichen Gegenüber anzuerkennen. Menschen aus Russland haben eigene Lebens­erfahrungen und politische Perspektiven und ihr Staat hat eigene ökonomische und politische Interessen, die nicht besser oder schlechter sind als deren Gegenstück im Westen. Die Interessen und die dazu angewendeten Mittel können legitim oder illegitim sein, legal oder illegal, moralisch oder unmoralisch. Dies gilt es in jedem Fall sachlich zu prüfen - aber nicht immer und von vornherein zu verurteilen mithilfe jahrhunderte­alter, abwertender Stereotype, die zu nichts anderem führen als zu Hass und Krieg.

Victor Klemperer[wp] schrieb[anm 24] unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg:

Zitat: «Ich will es gerade heute und hier besonders dick unterstreichen. Denn es tut uns so bitter not, den wahren Geist der Völker kennenzulernen, von denen wir so lange abgeschlossen waren, über die wir so lange belogen worden sind. Und über keines sind wir mehr belogen worden als über das russische.»
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Anmerkungen
  1. Guy Mettan[wp]: Creating Russophobia, Boston, 2017. Auf Seite 21 heißt es (übersetzt): Wie der Antisemitismus sei die Russophobie "kein vorübergehendes Phänomen, das mit bestimmten historischen Ereignissen verbunden ist; sie existiert zuerst im Kopf desjenigen, der sie sucht, und nicht im angeblichen Verhalten oder den Eigenschaften des Opfers. Wie der Antisemitismus so ist auch die Russophobie eine Methode, bestimmte Pseudo­tatsachen in wesensmäßige, eindimensionale Werte zu verwandeln, im Falle Russlands in Barbarei, Despotismus und Expansionismus, um Stigmatisierung und Ausgrenzung zu rechtfertigen."
  2. Dominic Basulto: Russophobia. How Western Media Turns Russia Into The Enemy, 2015; Seite 2 f.
  3. Hannes Hofbauer[wp]: Feindbild Russland. Geschichte einer Dämonisierung, Wien, 2016; Seite 13 f.
  4. zitiert nach Adam Zamoyski[wp]: 1812. Napoleons Feldzug in Russland, München, 2004; Seite 37
  5. zitiert nach Orlando Figes[wp]: Krimkrieg. Der letzte Kreuzzug., Berlin, 2011; Seite 236
  6. zitiert nach Figes; Seite 126
  7. Manfred Hildermeier[wp]: Geschichte Russlands. Vom Mittelalter bis zur Oktoberrevolution, München, 2013; Seite 380ff.
  8. Guy Mettan: Creating Russophobia, Boston, 2017. Seite 155 ff.
  9. Hildermeier; Seite 1321
  10. Hildermeier; Seite 918
  11. zitiert nach Figes; Seite 125
  12. Claude Lanzmann: Der patagonische Hase. Erinnerungen, Reinbek, 2012; Seite 464
  13. Christopher Clark[wp]: Die Schlafwandler. Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog., München, 2015; Seite 190
  14. zitiert nach Figes; Seite 125f.
  15. Mark Jones[wp]: Am Anfang war Gewalt. Die deutsche Revolution 1918/19 und der Beginn der Weimarer Republik., Berlin, 2017; Seite 209 f. sowie Seite 178 und 297
  16. zitiert nach Basulto; Seite 16
  17. zitiert nach Nemenski; Fußnote 18
  18. Fritz Pleitgen, Michail Schischkin: Frieden oder Krieg. Russland und der Westen - eine Annäherung., München, 2019; Seite 20
  19. zitiert nach Hofbauer; Seite 33
  20. Sebastian Haffner: Von Bismarck zu Hitler, München, 2001; Seite 11
  21. Über die Behauptung, dass es sich bei der Russlandkritik von Marx[wp] und Engels[wp] um Russophobie handelte, lässt sich allerdings streiten. Beide kritisierten die zaristische Autokratie scharf, standen aber auch russischen Revolutionären nahe und kommunizierten viel mit diesen. Engels hatte schon als junger Mann Russisch gelernt, Marx versuchte sich die Sprache im hohen Alter noch anzueignen.
  22. Clark; Seite 673
  23. zitiert nach Hofbauer; Seite 37
  24. Victor Klemperer[wp]: LTI. Notizbuch eines Philologen., Ditzingen, 2010; Seite 179
– Multipolar-Magazin[30]

Einzelnachweise

  1. Jens Berger: Früher Löwenthal, heute Staeck - die Russenfeindlichkeit erreicht das ehemals linke Lager, NachDenkSeiten am 31. Januar 2017
  2. Oleg Nemenski ist ein leitender Mitarbeiter des Instituts für strategische Studien.
  3. Олег Неменский: Русофобия как идеология (Russophobie als Ideologie)
  4. Regierungserklärung von Bundeskanzler Olaf Scholz am 27. Februar 2022
  5. Der ewige Zankapfel, Monova-News am 9. Februar 2019
    Anreißer: Wohin westliche Doppelmoral und anti-russische Propaganda führen können, zeigte schon der Krimkrieg[wp] Mitte des 19. Jahrhunderts.
  6. Dr. Volker Ullrich: Deutschlands Griff nach der Krim, Die Zeit am 13. September 2015
    Anreißer: Schon während des Ersten Weltkriegs träumten deutsche Nationalisten von einem Reich im Osten. Nach dem Diktatfrieden von Brest-Litowsk[wp] im März 1918 schien der größenwahnsinnige Plan aufzugehen.
  7. Lavrov lambasts statement by Truss that Russia could attack Baltic states, TASS am 10. März 2022
    Anreißer: According to Sergey Lavrov, Liz Truss's statement is "quite exemplary of English culture, politics and diplomacy"
  8. Osteuropa-Expertin über die Ukraine und Russlands Neoimperialismus: "Putin agiert wie ein Machthaber des 19. Jahrhunderts", Der Spiegel am 29. September 2022 (Ein Interview von Christoph Gunkel)
    Anreißer: Kann man die Geschichte eines Kriegs schreiben, der noch läuft? Gwendolyn Sasse versucht das in ihrem neuen Buch. Hier erklärt sie, worin der Westen sich täuscht - und warum der Krieg ein Wettstreit der Systeme ist.
  9. Nail Akkoyun: Schlag ins Gesicht für Putin: Russland gehen offenbar selbst die Uralt-Waffen aus, Merkur am 13. März 2023
    Anreißer: Seit geraumer Zeit muss Russland im Ukraine-Krieg kreativ sein und auf veraltete Waffen zurückgreifen. Doch selbst die könnten Moskau schon bald ausgehen.
  10. Putin gehen langsam die Mikrochips für seine Raketen aus, Der Standard am 6. September 2022
    Anreißer: Das US-Portal "Politico" nahm Einsicht in eine kolportierte Einkaufsliste des Moskauer Verteidigungs­ministeriums. Diese legt nahe, dass die Sanktionen der Armee zu schaffen machen.
  11. "Barbarische" Russinnen und Russen, Universitätsbibliothek Bern UB
  12. George S. Patton Quote
  13. Julian Röpcke und Filipp Piatov: Sie plündern, vergewaltigen und foltern: So schuf Putin seine Barbaren-Armee, Berliner Zeitung am 2. August 2022
    Anreißer: Sie plündern. Sie vergewaltigen. Sie foltern. Und sie quälen sadistisch ukrainische Kriegsgefangene, bevor sie sie ermorden.
    Vergleiche dazu: Abschuss einer Iljuschin Il-76 in der Oblast Belgorod
  14. Marek Menkiszak: Herausforderung Russland: Worin sie besteht und wie darauf zu reagieren ist, Bundesakademie für Sicherheitspolitik 27/2017
  15. Propaganda: "Eine verdammte Lüge", Der Spiegel am 14. Juli 1996
    Auszug: Am Telefon verleugnete sich der eine, der andere spielte Kannitverstan, der dritte wollte mal darüber nachdenken: über die Rolle der US-Gäste des Moskauer Hotels "President" im Wahlkampf für Rußlands Präsidenten.
    Ihre Identität und Funktion enttarnte die Washington Post zwei Tage vor der Stichwahl, zu spät für einen Gegenschlag der Kommunisten und Nationalisten Rußlands: Amerikaner hatten Boris Jelzins Wahlfeldzug organisiert.
    Erst nach seinem Sieg präsentierte das US-Magazin Time alle Details des fremden Eingriffs in Rußlands innere Angelegenheiten. Das Unternehmen lenkte Wirtschaftsberater Felix Braynin, 48, der vor 17 Jahren aus der Sowjetunion nach San Francisco geflüchtet war.
  16. Geheimdienst-Dokumente: Vereinigte Staaten förderten Pinochet-Putsch, FAZ am 14. November 2000
    Anreißer: Die Vereinigten Staaten haben mit gezielten Geheimdienst­aktionen die politische Destabilisierung Chiles vor und während des Putsches von Augusto Pinochet[wp] im Jahr 1973 vorangetrieben. Dies geht aus Geheimdokumenten über die Rolle der USA beim Militärputsch in Chile hervor, die in Washington veröffentlicht wurden.
  17. Christian Stöcker: Enthüllung über Stuxnet-Virus: Obamas Cyber-Angriff auf Irans Atomanlagen, Der Spiegel am 1. Juni 2012
    Anreißer: Wer zerstörte Irans Uranzentrifugen? Der Washington-Korrespondent der "New York Times" will nachgewiesen haben, dass der Stuxnet-Virus unter der Führung der USA in Kooperation mit Israel entstand. Ist Barack Obama der erste Cyber-Feldherr der Geschichte?
  18. Pdf-icon-extern.svg Die Erfindung Osteuropas: Von Voltaire zu Voldemort[ext] - Larry Wolff (Boston) (14 Seiten)
  19. Vortrag Prof. Jutta Scherrer: Russlandbilder in Europa – Stimmen aus Frankreich, Deutschland und Polen[archiviert am 27. Oktober 2014], Tagung in Genshagen, 1.-2. Dezember 2006
  20. Hubert Wetzel: Biden und Putin: Du Killer, du, Süddeutsche Zeitung am 18. März 2021
    Anreißer: Der US-Präsident sagt unhöflich die Wahrheit über den russischen Präsidenten. Der aber darf sich trösten.
  21. Wikipedia: Die Prinzipien der Kriegspropaganda - Abschnitt "Der Führer des feindlichen Lagers wird dämonisiert"
  22. Ehrendoktor für Putin Verleihung in Hamburg geplatzt, Der Spiegel am 10. August 2004
    Anreißer: Die umstrittene Verleihung der Ehrendoktorwürde an Russlands Präsidenten Wladimir Putin endet im Eklat. Die Uni Hamburg hat die für den 10. September geplante Veranstaltung abgesagt - aus terminlichen Gründen, wie es offiziell heißt. Zuvor hatten eine Gruppe von Professoren und viele Studenten "Njet" zur Würdigung Putins gesagt.
  23. Siehe auch Wikipedia: Russische Rückständigkeit.
  24. Gut zitiert: Astolphe Marquis de Custine über Rußland
  25. Peter Jungblut: "Sklavenbewusstsein": Warum sind viele Russen so unterwürfig?[archiviert am 19. September 2022], Bayrischer Rundfunk (BR) am 14. Juni 2022
    Anreißer: Die russische Autorin Ljudmila Ulizkaja kritisiert "wortlose und unterwürfige" Landsleute, die sich an Demütigungen gewöhnt hätten: "Der beste Weg, einen Menschen zum Sklaven zu erziehen, besteht darin, ihm Antworten auf alle Fragen zu geben."
  26. Friedrich Engels: Die auswärtige Politik des russischen Zarentums, Geschrieben Dezember 1889 bis Februar 1890
  27. Weltfeind im Osten - Zur geistigen Vorgeschichte der "Neocons", FAZ am 26. August 2008
    Anreißer: Marx und Engels waren nicht die ersten, aber die Radikalsten, wenn es um eine Niederwerfung des orthodoxen und zaristischen Russland ging.
  28. Youtube-link-icon.svg Aren't We at War in Ukraine? - Phil Giraldi - Judge Napolitano - Judging Freedom (28. Februar 2023) (Länge: 19:43 Min.)
  29. Lucien Scherrer: Vergesst die russischen Bomben, es grassiert Russophobie - wie rechte und linke Publizisten ein Rassismusproblem konstruieren, um von Putins Verbrechen abzulenken, 'Neue Zürcher Zeitung am 11. Juli 2022
    Anreißer: Wenn die russische Armee Bomben wirft und Zivilisten abschlachtet, gibt es eigentlich nichts zu rechtfertigen. Rechte und linke Publizisten sehen das anders - und attestieren dem Westen eine Angstpsychose.
  30. Stefan Korinth: Die langen Linien der Russophobie, Multipolar-Magazin am 24. April 2023
    Anreißer: Westliche Politiker und Publizisten können sich immer wieder extrem abfällig über Russland äußern, ohne dafür öffentlich kritisiert zu werden. Rhetorisch darf offenbar jedes Tabu gebrochen werden. Dieser negative Umgang, der in Bezug auf andere Länder kaum vorstellbar ist, geht weit über sachlich berechtigte Kritik an der russischen Staatsführung hinaus und ist in Kriegszeiten genauso beobachtbar wie in Friedenszeiten. Die Verantwortlichen greifen dabei auf bestimmte Stereotype und Unterstellungen gegenüber Russland zurück, die schon seit Jahrhunderten wiederholt werden und sich tief ins westliche Unterbewusstsein eingegraben haben.
    Dieser Artikel ist auch auf Englisch verfügbar.

Netzverweise